Stimmtraining

Üben heisst für mich, Zusammenhänge erkennen. Habe ich für eine Sache wirklich Feuer gefangen, habe ich auch Lust, diese Zusammenhänge immer wieder aufzusuchen. Wer sich nicht immer wieder selbst auf diese Suche begibt, kommt nicht voran, denn kein GesangslehrerIn und keine ChorleiterIn kann das stellvertretend übernehmen. Natürlich gibt es neugierige Zeiten und weniger neugierige. Durch Entdecken und Probieren kommt beim Singen etwas in Bewegung. Versuchen Sie, offen mit der Stimme zu forschen, zu erleben, zu experimentieren und wagen Sie den Brückenschlag zwischen einer spielerischen Übung und der Literatur… Ein liebevolles Wachsam-Sein mit dem eigenen Stimminstrument ist sehr wichtig. Bitte nicht permanent kritisch und selbstzerstörerisch mit sich arbeiten.

Jeder Grundpfeiler in der Stimmbildung (siehe weiter unten) ist wichtig – spüren Sie, welche Übung zu Ihnen passt und wie viele Übungen für Sie persönlich pro Pfeiler an einem Tag sinnvoll sind. Mit den folgenden Übungen für den Alltag bringen Sie Ihre Stimme in Form. Nicht die Länge, sondern mit welcher Aufmerksamkeit Sie an das Umsetzen gehen, wird den Erfolg ausmachen. Bevorzugen Sie ein Stimmtraining so oft wie möglich (z.B.: 15 Minuten) anstatt nur einmal pro Woche (z.B.: 1h).

Versuche Sie, sich während dem Üben nur auf sich und Ihr Stimminstrument zu fokussieren – Seien Sie total bei der Sache (Aufmerksamkeitslenkung). Wenn das nicht mehr funktioniert, machen Sie eine Pause, denn fehlerhaftes Üben muss mühsam wieder aus dem Körper trainiert werden.

 

Üben im Alltag

Wir haben das Stimminstrument immer und überall mit dabei. Wir können also auch im Alltag zum Beispiel beim Staubsaugen auf die Haltung achten oder eine Atemübung machen. Die Erinnerung an eine Übung oder ein Gefühl aus dem Unterricht taucht plötzlich auf und wir können uns diesen direkt widmen. Wir können beim Blumengiessen die Unabhängigkeit von Lippen, Zunge und Kiefer üben, können mit dem Fahrrad über Kopfsteinpflaster fahren, um die Stimme los zu schütteln. Wir können im Zug auf unseren Atem lauschen oder innerlich den Beckenboden erkunden. Beim Telefonieren können wir unbeobachtet unser Becken oder den Brustkorb in Bewegung bringen.

Haben Sie also Mut zu experimentieren - werden Sie KlangtüftlerInnen Ihres eigenen Instrumentes und spüren Sie, wie sich eine Übung in Ihrem Körper anfühlt.

 

Routine vermeiden

Es ist ein grosser Unterschied, mit welcher inneren Wachheit Sie Übungen ausführen. Wo liegt Ihre Aufmerksamkeit? Führen Sie die Übungen aus, weil sie eben „zu Ihrem täglichen Übeprogramm gehören“ oder weil das Aufwärmen im Chor eben immer genauso abläuft? Dann besteht die Gefahr, dass Sie nicht mit voller Aufmerksamkeit anwesend sind, sondern dass Sie automatisch ein Programm abspulen und sich so um die Möglichkeit bringen, wirklich etwas zu lernen. Denn nur wenn wir wach sind, können wir neue Erfahrungen machen oder vorhandene vertiefen und somit lernen. 

Achtung vor der Routine!

 

Singfreude

Bei den Übungen wie bei der Literatur sollte die Lust und Freude immer an erster Stelle stehen. Sind diese in uns nicht bereits vorhanden, so können wir versuchen, sie vor dem Singen hervor zu kitzeln.

Versuchen sie es - es funktioniert bestimmt!