Stimmbildung

Gedanken und Übungen zur Ergänzung des Präsenzunterrichtes bei Stéphanie Oertli


Klingen und Singen - eine Urfähigkeit

Babys werden mit einer volltüchtigen Stimme geboren: Archaischen Laute wie Weinen, Schreien, Stöhnen, Glucksen beherrschen sie von Geburt an. Wir haben also die körperlichen Voraussetzungen, um mühelos und mit natürlichem Klang Töne von uns zu geben. Singen ist ein Urbedürfnis und eine Urfähigkeit des Menschen. Zwar kann nicht jeder Sänger oder Sängerin werden, aber jeder/jede kann Singen. Wir sind das Instrument Stimme: Es ist unmittelbar nah. Deshalb hat jeder auch noch so kleine Fortschritt beim Singen unmittelbar positive Auswirkungen auf die Persönlichkeit.

Leider verlernen viele Menschen die Singfähigkeit im Laufe des Lebens. Entweder, weil wir unser Instrument verstauben lassen, uns jemand sagt „wie es zu gehen hat“, wir dann möglicherweise irgendetwas „üben“, was uns eigentlich nicht gut tut, oder weil wir uns nicht trauen, unsere Stimme zu erheben und so unseren ganzen Organismus nicht mit seinem vollen Potential nutzen. Im Verlauf unseres Lebens sammeln sich also bei unserem «Stimmfahrzeug» Rostflecken an und die Fahrweise wird fehlerhaft. Polieren wir unser Stimmfahrzeug doch einfach regelmässig, denn es ist einmalig. Achten wir auf die Fahrweise, überprüfen, verbessern und trainieren wir sie, wie es Sportler und Sportlerinnen tun - mit einem guten Trainingsplan.

Die Arbeit am eigenen Stimminstrument ist garantiert aufregend, herausfordernd und verlangt ab und zu auch eine Portion Mut.     

 

Stimmbildung

Wir lernen unser Stimminstrument immer besser und sicherer zu beherrschen, damit wir es mühelos benutzen können und vor allem beim Singen immer weniger denken und aktiv steuern müssen. Wir möchten uns „auskennen“ mit unserer Stimme, uns «zu Hause» fühlen und unser volles Potenzial entfalten. Diese Stimmfreiheit ermöglicht uns, die Lieder zu gestalten und ihren Emotionen Ausdruck zu verleihen.

             


Die Stimme

Die Stimme ist der Spiegel der Seele (Platon)

Wir singen und sprechen mit unserem Körper. Der ganze Körper ist also das Instrument der Person, die singt oder spricht. Es ist sehr wichtig zu verstehen, dass wir nicht nur vom Stimmapparat, sondern von seiner umfassenden Wechselwirkung mit dem ganzen Körper, inklusiv unserer Psyche, sprechen. In diesem Zusammenhang wird die Stimmbildung hier in drei Grundpfeiler (Apparate) Körper, Atmung, Stimme eingeteilt.

 

Hinweis: Die folgenden Übungen sind für alle Singniveaus sinnvoll, doch nicht alle Übungen passen zu jedem Sänger/ jeder Sängerin. Probieren sie aus!


Erfahrung ist verstandene Wahrnehmung Immanuel Kant

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Es spricht und singt der ganze Mensch, vom Scheitel bis zur Sohle. Emil Hierhold

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Nur wer zu Atmen versteht, versteht zu Singen. Enrico Caruso

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Beim Singen soll man im Kehlkopf nicht mehr spüren als im Auge beim Sehen. Johannes Messchaert

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Stimmtraining

Üben heisst für mich, Zusammenhänge erkennen. Habe ich für eine Sache wirklich Feuer gefangen, habe ich auch Lust, diese Zusammenhänge immer wieder aufzusuchen. Wer sich nicht immer wieder selbst auf diese Suche begibt, kommt nicht voran, denn kein GesangslehrerIn und keine ChorleiterIn kann das stellvertretend übernehmen. Natürlich gibt es neugierige Zeiten und weniger neugierige. Durch Entdecken und Probieren kommt beim Singen etwas in Bewegung. Versuchen Sie, offen mit der Stimme zu forschen, zu erleben, zu experimentieren und wagen Sie den Brückenschlag zwischen einer spielerischen Übung und der Literatur… Ein liebevolles Wachsam-Sein mit dem eigenen Stimminstrument ist sehr wichtig. Bitte nicht permanent kritisch und selbstzerstörerisch mit sich arbeiten.

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Lieder singen

Die meisten Gesangsübungen können auch auf die Literatur angewendet werden. Zum Beispiel, um schwierige Stellen zu üben. Wichtig dabei ist es immer zu vergleichen und nachzufühlen. Was fühlt sich frei an und bringt mich weiter.

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